Mittwoch, 19. Juni 2013

Am 19. Mai 2011 gingen meine Eltern in den Wald. Sie fanden eine verletzte Taube. Schneeweiß, mit grauen Streifen. Die schönste Taube, die sie je gesehen hatten, sagten sie. Die Verletzung war am Fuß und meine Eltern haben versucht sie einzufangen, um sie mit in den Garten zu nehmen, damit sie wieder gesund wird. Danach wäre sie einfach weiter geflogen. Fast hätte mein Vater sie geschnappt. Aber sie flatterte immer wieder weg. Also verabschiedeten sie sich von ihr und gingen weiter. Sie würde sich bestimmt nur ausruhen, ein bisschen erholen und später weiter fliegen.
Am nächsten Tag gingen meine Eltern wieder in den Wald. Sie entdeckten ein paar Federn. Weiter hinten, in einem Busch lag die zerfetzte Taube selbst. Hätte sie sich einfangen lassen, wäre das alles wohl nicht passiert. Und ein Mensch wartet auf diese Taube, wartet auf einen Brief. Vielleicht sogar einen, in dem etwas wichtiges, liebevolles steht. Aber er oder sie hat es wohl nicht erfahren. Nicht auf diese Weise, in der eine wunderschöne Taube am Fenster klopft, die eine wichtige Botschaft überbringt.

Ich weiß noch, dass ich damals fast geweint hätte, als mir meine Eltern davon erzählten.
Ich war traurig wegen dem Tier, dass gestorben ist und ich war traurig, dass jemand seinen Brief nicht bekommen hat. Obwohl ich nichts mit dem Menschen zu tun habe und obwohl ich die Taube nicht einmal persönlich gesehen habe.
Es war einfach die Vorstellung.

Kennt ihr das?

Sonntag, 9. Juni 2013

Ich bin wortlos.

Ich würde gerne schreiben.
Über das Leben. Über das Wetter.
Über die vielen Übeschwemmungen und die dadurch entstehenden Schäden für die Menschen da draußen.

Ich würde gerne darüber schreiben wie dunkel es in meinem Zimmer ist.
Obwohl es mitten am Nachmittag ist.
Und über die Blitze möchte ich auch schreiben.

Aber mir fehlen die Worte.
Ich weiß nicht, was ich dazu schreiben soll. Mir fehlen die Gedanken.
Tiefe Gedanken.
Mir fehlt das Leben.

Das Leben ist schön.

Ich denke immernoch an diesen Satz.
Es stimmt.

Zumindest ist mein Leben im Moment nicht schlecht.
Und doch fühle ich mich so oberflächlich. So leer.
Ich sollte mir Gedanken machen, Gedanken für morgen. Dann werde ich sie brauchen.
Wenn ich doch nur wüsste, worüber ich mir Gedanken machen muss!

In meinem Kopf ist es genauso grau wie der Himmel über mir.
Nur wo bleiben die Gedankenblitze?

Ich frage mich manchmal, was die anderen in meiner Umgebung denken. Was sie tun, wenn sie gerade allein sind. Welche Geheimnisse sie haben.
Denken andere tief?

Es gibt Menschen, bei denen ich mir das vorstellen kann.
Und Menschen, bei denen ich mir keine tiefen Gedanken vorstellen kann.
Und wenn das tatsächlich so ist, dann frage ich mich, wie sie normal leben können. Wie sie einfach alles so hinnehmen können. Gibt es überhaupt Menschen, die sich nie ab und zu mal tiefsinnige Gedanken machen?

Wo sind die Ideen hin?
Ich schreibe schon seit beinahe zwei Jahren an einer Geschichte und komme seit einem halben Jahr nicht weiter. Wo ist meine Kreativität? Meine Kraft ihn endlich zu Ende zu bringen, meinen Lebenstraum?

Und wo ist die Zeit?
Die Zeit, die ich brauche, um endlich weiter machen zu können. Weiter mit all den Dingen, die ich liebe.
Wo ist die Zeit, in der ich noch Zeit hatte zu leben? Wo ist mein Leben?

Und wo sind meine Gedanken?
Die Gedanken, die ich brauche, um endlich diese ganzen Fragen beantworten zu können.

Ich bin wortlos.

Mittwoch, 5. Juni 2013

Ich weiß nicht, warum ich auf den Pflastersteinen in Omas Garten saß.
Vielleicht weil sie warm waren.

Weil es seit Ewigkeiten kalt war.

Daran musste es gelegen haben.
Die Sonne brannte auf meiner linken Schulter bis hin auf den Rücken. Mein rechtes Bein streckte ich auf den Steinen aus.
Ich starrte auf die weichen Seiten des Buches, was ich gerade lese. Die Sonne lässt sie strahlend weiße leuchten.
Auf meinem Bein breitete sich ein helles Rot aus, kleine Hitzepickelchen entstanden. Ich hatte die Sonnencreme vergessen.
Und ich schwitzte.

Meine Haare wirkten seltsam bernsteinfarbig und hingen ungewohnt glatt an mir herunter. Den harten Boden spürte ich nicht.
Irgendwo in den anderen Gärten hörte ich die Rasenmäher. Ich mag das Geräusch im Sommer, sonst ist es immer so still, so bedrückend.
Der Himmel war blau, keine Wolke.

Ich dachte nach. Über die Zeilen in dem Buch.
Über die Vergangenheit. Die Vergangenheit.

Sonst machte es mich immer traurig, wenn ich an sie dachte.
Ich wollte immer die Zeit zurück.

Heute nicht.

Heute war ich glücklich.
Wirklich glücklich.

Es war dieser Moment, an dem alles perfekt schien. An dem die Vergangenheit genauso schön ist wie die Gegenwart. Wie oft im Leben denkt man, dass das Leben schön ist? Einmal in der Woche? Im Monat? Im Jahr? NIE?
Heute dachte ich es. Ja, es sind die so kurzen Momente, die das Leben sinnvoll machen. Und es ist so schwer zu erkennen, wann das Leben schön ist, weil man in diesem Moment nicht an so was denkt. Oft viel später, wenn dieser Moment vorbei ist und man sich glücklich daran erinnert, hat man diesen Satz im Kopf. Ich habe diesen Satz im Kopf.

Das Leben ist schön.