Mittwoch, 25. September 2013

Ein Gedankengang, den ich vor langer Zeit mal hatte. Er könnte etwas wirr sein...

Die Erinnerung ist das einzige Paradies aus dem wir nicht vertrieben werden können.

26. Dezember

Ich weiß nicht, welcher berühmte Philosoph das gesagt hat. Ich weiß nur, dass er Unrecht hat. Ich komme mir seltsam vor das zu sagen. Vor allem, weil ich ein einfacher Mensch bin, der nichts in dieser Richtung studiert hat. Aber ich bin mir so sicher.
Man kann nämlich aus dem „Paradies“ vertrieben werden. Ein ungünstiger Schlag auf den Kopf, ein Psychologe mit einem Pendel, das vor den Augen von einer Seite auf die andere schwingt. Erinnerungen könne gelöscht werden. Und wer bestimmt, dass die Erinnerung ein Paradies ist? Ja natürlich ist es wissenschaftlich erwiesen, dass man mit der Zeit die schlechten Dinge vergisst, zumindest rücken sie in den Hintergrund. Aber wenn sie nicht gerade gelöscht werden sind sie jeder Zeit abrufbar.
Ich erinnere mich nicht an alles aus meiner Kindheit, aber ich erinnere mich an Dinge, die ich eigentlich schon längst vergessen haben sollte, weil ich zu klein war. Kleine Dinge, große Dinge, Dinge, die niemand wahr haben will, wenn ich sie ausspreche. Deshalb tue ich es nicht.
Es sind schöne Dinge, unwichtige Dinge und Schreckliche, an die ich mich erinnere. Ich kann nicht sagen, dass meine Kindheit schlecht war. Sie war sehr schön, aber es gibt Momente, in denen man meinen kann, dass sie es eben nicht war. Es sind nur Bilder, die manchmal vor meinen Augen erscheinen, Bilder an die ich seit Jahren nicht mehr gedacht habe.
Aber egal, die Wissenschaft hat immer recht. Das was hauptsächlich bleibt sind die schönen Erinnerungen. Deshalb schätzen wir auch das Heute nicht. Früher war alles besser, heute ist alles scheiße. Das lustige daran ist nur, dass wir das früher auch schon gedacht haben. Und jetzt soll diese Zeit auf einmal gut sein?
Dabei muss man nur mal die Augen aufmachen. Man soll die Zeit nutzen. Aber was mache ich hier? Ich schreibe einen Text und höre mir Chillstep an. Es ist einfacher bei dieser Musik zu schreiben, als bei der Musik, der ich sonst immer höre.
Ich soll die Zeit nutzen, aber wie, wenn um mich herum Mauern aufgebaut werden? Und wenn ich eine durchbreche und rennen kann, stoße ich schon bald wieder auf eine. Was soll ich tun? Meine Zeit nutzen und nicht damit beschäftigt sein, diese Mauern nieder zu brennen? Das wäre die schlauste Möglichkeit, aber wo würde ich dann hin kommen? Ich würde nie weiter kommen, nie meine Träume verwirklichen können, nie ein Abenteuer erleben.
Eigentlich geht es im Leben doch nur darum: Ein Abenteuer erleben. Der Mensch sucht nach etwas Aufregendem, begibt sich in Gefahr. Wir versuchen den Alltag mehr Action zu geben. Ich weiß noch, als ich auf dem Dreimeterbrett stand und nach unten sah. Ich hatte so eine Angst, dass mir etwas schlimmes passieren könne, aber ich war so glücklich bei dem Gedanken nur einen Schritt zu machen und zu fallen, für wenige Sekunden schwerelos zu sein. Der Mensch braucht das Adrenalin um sich von dem grauen Alltag abzuheben. So, als ich zum ersten mal auf einer Achterbahn, die zum Teil kopfüber ging und einen freien Fall hatte. Das Adrenalin lässt die Angst vergessen, die Glücksgefühle lassen die Vorsicht vergessen. Vielleicht sollte ich öfters auf die Achterbahn gehen, vielleicht hätte ich dann weniger Angst.
Andere Menschen haben Angst um mich. Es gibt viel zu viele Menschen in meinem Umfeld, die sich um mich sorgen. Sie sagen mir, was alles mit mir passieren könnte. Sie machen mir Angst. Durch die Angst wurde mir noch nie geschadet, noch nie von Leuten, die ich nicht kenne. Durch die Angst habe ich so viel verpasst. Aber nicht nur durch die Angst vergeude ich einen Teil meines Lebens.
Es sind die Momente wie jetzt, in denen ich schreibe. Worte, die sowieso nichts bringen, Worte, die vielleicht irgendwer mal zu lesen bekommt. Vielleicht. Es sind meine Gedanken, die mich festhalten und Träume, die ich erst zu ende träumen muss, bevor ich lebe. Im echten Leben. Ich soll den Tag nutzen, aber für was? Alles ist mit Geld verbunden. Sogar die Kunst, die Musik, die Fantasie ist irgendwie mit Geld verbunden. Für alles muss man etwas kaufen, um es ausleben zu dürfen. Es ist schrecklich, sonst könnte so viel erschaffen werden.
Und dann sind da noch die ganzen kurzen Texte von mir, die ich irgendwie hier rein bringen möchte, aber ich keinen Zusammenhang bei den vorherigen Worten finde, sodass ich sie hier verwenden könnte.
Es ist sinnlos und doch alles gleich. Schließlich sind die Sätze von mir und ich alleine entscheide, wann es Zeit ist einen neuen Abschnitt mit einem neuen Thema zu beginnen, egal ob es für andere passt oder nicht. Ich wünschte, dass es im Leben auch so einfach wäre. Wenn einem die Lust an etwas vergeht einfach etwas Neues anfangen. Es wäre so viel einfacher. Wenn einem etwas schreckliches im Leben widerfährt, einfach einen neuen Lebensabschnitt beginnen und den Rest hinter sich lassen.
Solange bis auch der Lebensfaden durchgeschnitten ist. Ich habe mich mal gefragt, wann das bei mir sein wird. Hoffentlich noch bevor die Welt untergeht. Aber es ist nicht wichtig, wann man stirbt oder wie. Es ist wichtig, was man sieht, wenn man stirbt.
Ich weiß nicht, was ich sehen will, wenn ich sterbe. Vielleicht das Meer, mit riesigen Wellen, die sich überschlagen oder ein Dach aus Blättern. Ich will ihr Rascheln hören, wenn der Wind sich sacht über das Land legt, ich will in hohen weichen Gras liegen. Die Sonne soll scheinen und die Vögel sollen zwitschern. Das sind die letzten Dinge, die ich sehen, hören, spüren möchte.